Reise in den Südschwarzwald

Der Spätsommer verabschiedete sich pünktlich mit dem Beginn unserer Kurz- reise in den Südschwarzwald; die Tem- peraturen unter 20°C und ein Regen- guss nach dem anderen zog durchs Land.

Die Scheibenwischer hatten Mühe, die für alle Kraftfahrer ungeliebte von der Fahr- bahn hochspritzende „Dreckbrühe“ zu beseitigen.

Hinter Darmstadt begann sich das Wet- ter zu ändern; Sonnenstrahlen drangen durch Wolkenlücken und bald sah man immer öfter blauen Himmel von weißen Wolkenhaufen umrahmt. Nähe der Abfahrt Bad Krozingen der A5 hatte sich endlich ideales Reisewetter durchgesetzt, nicht zu warm, jedoch herrliche Sicht auf die Höhen des Schwarzwaldes. Bei einem kurzen Halt ließen wir den Blick über ernte- reife Maisfelder und hin zu den ersten bewaldeten Bergen schweifen.

Wir entschlossen uns zu einem Halt in Bad Krozingen. Doch vorher bat Ilona zu einem kurzen Halt an einem Outlet, der einem Herrn mit markanten Sprüchen ge- hört und der einen Schimpansen mit den Worten „Hallo Fans“ für Werbung als freien Mitarbeiter eingestellt hat. Der kurze Halt dauerte fast zwei Stunden, da auch Schuhe, Damenunterwäsche u. a. in dem Komlex zum Rundgang einluden. Wir kamen doch noch zum Spazieren im Kurpark, betrachteten die erholungsuchen- den Kurgäste, teilweise im Gartenrestaurant sich angeregt unterhaltend oder bei einem Cappuccino den Gedanken nachhängend und die Spaziergänger musternd.

Wir lenkten unsere Schritte zum Stadtzentrum, dass wir auch auf einem schatti- gen Uferweg des Flüßchens Etzenbach bald erreichten. Die Fußgängerzone war belebt, aber nichts Aufregendes im Vergleich zu anderen Kurorten. Auffallend und angenehm, dass bei den Gewerbeimmobilien kein Leerstand den Schaufensterbummel unterbrach.

1. Blick aus dem "Cockpit", 2. Bad Krozingen Kurpark , 3. Fußgängerzone,        

Am Anfang der „Flaniermeile“ ein Cafe mit Außenbedienung, doch alle Tische mehr oder weniger besetzt. Ein junger Mann, bestückt mit zwei Kopfhörern und einem scheinbar seit längerem geleerten Glas vor sich, einen Stuhl mit Rucksack und Jacke belegt, vertieft in ein scheinbar spannend zu lesendes Buch, wurde Ziel un- serer Ansprache. Mit Gesten versuchten wir seine Aufmerksamkeit zu wecken, was mit Mühe gelang. Kurz die Störer musternd, einen Kopfhörer etwas hochschie- bend, wortlos seine Sonnenbrille und ein Etui zu sich auf die Tischseite ziehend, widmete er sich sofort wieder dem Buch. Wir deuteten dies als Zustimmung, am Tisch Platz nehmen zu können. Eine Tasse heißen Kaffees und ein Stück Apfel- strudel stillte unseren Hunger, ließ uns aber auch Zeit die „Flanierenden“ zu be- trachten. Auffallend viele Hundebesitzer, deren Hunde scheinbar sich das Cafe aussuchten, um sich ständig anzukläffen und aufeinander loszugehen. Eine Ag- gressivität, die man so von den Vierbeinern nicht gewohnt ist. Ursache vielleicht ein undisziplinierter Spitz am Nachbartisch, der jeden Hund mit Bellen und Zerren an der Leine anging, unabhängig von der Größe und Rasse des vorbeilaufenden Hundes. Dem Frauchen kümmerte das Verhalten kaum, also eine Erziehungsfrage, egal bei wem.

Das Glas unseres Tischnachbarn blieb leer, nur eine Wespe suchte mit Mühe das Glas zu verlassen. Wir brachen auf, um die Fahrt nach Kirchhausen bei Steinen fortzusetzen.

Auf das Navi verlassend, fuhren wir in die Schwarzwaldberge, vorbei an der links auf dem Berg stehenden Burgruine Staufen im Breisgau, zu deren Füßen sich ein Weinberg befand. Wir wurden daran erinnert, dass sich am Fuße des Schwarzwal- des, in einem der sonnenreichsten Gebiete Deutschlands, ein großes Weinanbaugebiet befindet.

Ein kurzer Halt ließ uns das beschauliche, jedoch von vielen Gästen belebte Stau- fen im Breisgau besuchen.

1. Burgruine Staufen,           2. u. 3. Fußgängerzone mit Rathaus

Wir fuhren weiter in die Berge; vorbei an dichten Wäldern, abwechselnd mit groß- flächigen Wiesen, in den Alpen würde man Almen dazu sagen. Wie dort weide- ten auch hier Rinder verschiedenen Aus- sehens, aber auch kleine Ziegen- und Schafherden. Das Navi wollte uns prüfen, führte uns über sehr schmale Straßen, ein Auf und Ab wie auf der Achterbahn zwischen anfangs um 200m bis hinauf über 900m Höhe. Doch damit nicht genug, Kurve an Kurve, manche Kehre darunter und sehr eng, sodass bei Gegenverkehr die Außenspiegel der sich begegnenden Autos sehr nahe kamen. Tiefe Täler und kleine Dörfer, oft nur einige Häuser, früher kleine Bergbauernhöfe, wechselten sich ab. Bald hatten wir einen Pass am Berggasthof „Haldenhof“ in 936m Höhe erreicht, von wo man weit ins Land blicken kann. Auf dem Rückweg legten wir hier einen längeren Stopp ein und wanderten auf dem Höhenweg, um in Ruhe die schönen Aussichten zu genießen. Die Weide am Kreuzweg - 1079m hoch - bevölkerten saubere Rinder und Kälb- chen. Oberhalb des Parkplatzes befindet sich ein schöner Grillplatz. Die Fotos sind also vom Heimfahrtstag. Zurück zum Ankunftstag. Nun ging es hinab in die Täler. Das Navi führte uns zeitweise über einen kurvenreichen bewaldeten Asphaltweg – Straße konnte man nicht dazu sagen, da diese keine zwei Fahrzeuge nebenein- ander Platz bot. Schon PKW und Motorrad hätten da Probleme. Wir hatten Glück – es kam zu keiner Begegnung und mit Aufatmen erreichten wir eine Straße, wie man diese sich vorstellt. Doch das Navi war anderer Ansicht.

Galerie: Schwarzwaldansichten in der Region des Berggasthofes "Haldenhof"

Auf etwa 600m Höhe erreichten wir Kirch- hausen, eine Siedlung mit wenigen Ge- bäuden, aber einem freundlichen größe- ren Gebäude mit vielen Außenanlagen, dass sich als unser Hotel „Zum fröhlichen Landmann“ herausstellte. Ein freundli- cher Kellner erledigte im Nu die Anmel- dung und führte uns zum Zimmer. Wir durchquerten zwei einladende Gasträu- me, heute nicht besetzt, da montags Ru- hetag festgelegt, und erreichten unser Zimmer im 1. Stock. Überraschend groß- räumig, gemütlich und sauber für den Empfang der Gäste eingerichtet. Scheinbar als Apartment oder Ferienwohnung gedacht, mit einem sehr schönen, überaus großem einladenden Badezimmer ausgestattet, fühlten wir uns gleich wie zu Hause.

Das Abendbrot nahmen wir in dem gemütlichen Gasthof "Zum Pflug" im benach- barten Endenburg ein – Semmelknödel mit Pfifferlingen – einfach lecker.

Regen und tiefhängende Wolken, trübe Aus- sichten für einen Wandertag, grüßten am Mor- gen durch die Fenster. Das Frühstücksbuffet ließ das Gemüt aufhellen, schmackhafte Wurst und Käse aus der Region sowie Schwarzwäl- der Schinken, sowie alles was sonst zu einem gut sortierten Frühstücksangebot eines guten Hotels gehört, ließ keine Wünsche offen.

Der Seniorchef erkundigte sich nach unserem Befinden, meinte, dass wir das Wetter im Gepäck hatten, worauf wir Einspruch erhoben, und erkundigte sich freundlich nach unseren Plänen. Er bot sich an, einige Tipps zu Ausflügen zu geben. Eine kleine Bildergalerie eines Malers schmückte die Wände der Gasträume. Wir redeten uns ein, dass der Regen nachließ, es aufhellte und begannen mit dem Regenschirm eine Wanderung auf einen breiten Rundweg. Doch der Regen trieb uns zurück.

Wir zogen uns wetterfest an, bestiegen optimistisch das Auto und wählten als Rei- seziel Bad Säckingen. Wir fanden schnell einen Parkplatz und begannen mit Regen- schirm einen Stadtrundgang und liefen Richtung Münster, dass nirgends zu über- sehen ist.

1.Reihe: Blick zum Münster, Brunnen mit Figuren, im Münster.

2. Reihe: Gasthaus "Zur Fuchshöhle", Grenzgänger, Münster aus Schweizer Sicht

Ein schöner und attraktiver Kurort mit netten An- sichten; die Lage am Rhein ist reizvoll. Die Innen- stadt bietet einige alte ehrwürdige Gebäude und bei schönem Wetter Ecken, wo man in Ruhe die Beschaulichkeit des Badeortes genießen kann – besser bei sonnigem warmen Wetter.

Eine Besichtigung der Kirche gehört überall zum Programm, so auch hier das sehr schöne St. Frido- linsmünster. Eine kurze Zeit der Besinnung und Genießen der Stille und Einkehr, dann ging es wie- der in die trübe feuchte Gegenwart. Doch das Münster sollte uns begleiten, denn die Kirche ist dominant und fast immer zu sehen.

Plötzlich ein ungewohnter Anblick, ein „offener Bücherschrank“ aus einem umgebauten alten Kühlschrank – eine tolle Idee der hiesigen Bibliothek.

Wir lenkten unsere Schritte nach einem Rundgang in der Innenstadt zur Rhein- promenade, beginnend am Gallus-Turm hin zur hölzernen Rheinbrücke, in deren Mitte ein weißer Strich die Grenze zur Schweiz markiert. In der Schweiz ließ der Regen nach und es wurde heller.

Schnappschüsse in Lörrach und Blick auf Burgruine Rötteln

Nach kurzem Rundgang, viel bietet der Ort namens Stein auf der Schweizer Seite nicht, außer einer schönen Aussicht auf den Rhein und Bad Säckingen mit dem Münster. Doch die hölzerne Brücke, deren schützendem Dach wie bald wieder suchten, ist interessant, mit Statuen und reizvollen Ausblicken. Ein netter Herr fotografierte uns noch schnell auf der Grenze, bevor wir unsere Schritte wieder der Stadt und dem Münster zuwandten, aber auch uns in einem Cafè mit Kaffee und Kuchen labten. Danach traten wir die Wei- terfahrt nach Rheinfelden und Lörrach an. Wir hielten kurz, aber beide Orte fan- den nicht unser touristisches Interesse. Die Kreisstadt Lörrach ist vielleicht etwas für Leute, die im Urlaub shoppen wollen. Eher schon die auf einer Höhe liegende Burgruine Rötteln, doch dafür fehlte die Zeit und das Vertrauen in das Wetter. Da es später Nachmittag inzwischen geworden ist, fuhren wir Richtung Steinen und zum Hotel nach Kirchhausen. Der Regen hatte aufgehört und so sahen wir „unse- ren Fröhlichen Landmann“ sogar kurzzeitig in Sonnenstrahlen getaucht und mit blauem Himmel versehen in einer idyllischen Landschaft stehen. Ein Paradies auch für Kinder, da viele Spielgeräte und eine riesige vom Verkehr abgeschirmte Frei- fläche vorhanden sind. Mehrere Terrassen und Sitzplätze im Freien sowie abge- hende Wanderwege bieten ideale Erholung und Aktivitäten für Wanderer und Naturliebhaber. Das Essen ist schmackhaft.

Der nächste Tag begann leider nicht so, wie der Vorabend endete - es regnete. Wir zo- gen uns die wetterfeste Kleidung an und fuh- ren Richtung Kandern. Ein kleines Städtchen, wo man ruhig einmal aussteigen kann. Eine Kirche, Schön der alte Bahnhof, wie man dies aus der Kindheit kannte; für Liebhaber inte- ressant, die auf den umliegenden Gleisen abgestellten historischen Waggons, leider ohne die Lok. Wer das Erlebnis mit dem alten Zug, wenn er in den Bahnhof einfährt oder die Strecke nach Haltingen bewältigt, erleben möchte, sollte deshalb sonntags hier verweilen.

Weiter ging es nach Badenweiler. Dies ist der prächtigste Badeort von den bisher besuch- ten hier im Markgräfler Land und Hoch- schwarzwald. Komfortable Hotels wie das Tra- dition vermittelnde "Römerbad", denen man die historische Tradition und die Beherber- gung „gut betuchter“ Gäste ansieht, aber auch viele Neubauten, die für anspruchsvolle Kurgäste bestimmt sind, prägen vielerorts das Bild. 

Um all dies genießen zu können, sollte man sich möglichst einen Reisetag mit Sonnenschein aussuchen.

1. Reihe: Wasseriele im Kurpark, Römerbadruine, Kurparkansicht,

2. Reihe: Blick vom Kurhaus zur Stadt, Inhalatorium, "Flaniermeile" der Stadt

Ein sehr schöner Kurpark mit Wasserspielen, einer Ruine eines alten Römerbades, dass ü- berdacht wurde, deshalb gerade bei Regen- wetter zu einem Besuch in die Geschichte einlädt. Vor fast 2000 Jahren kamen die Rö- mer und errichteten im Jahre 75 die ersten Bäder. Deshalb kann man auf viele prominen- te Kurgäste wie Anton Tschechow verweisen.

Man nutzte die Thermalquellen, die Badehäu- ser im Kurort haben lange Tradition, und vor 100 Jahren wurde das inzwischen geschlossene Inhalatorium eingeweiht. Viele Geschäfte und Boutiquen laden zum Shoppen ein, doch bei solchem Wetter wie heute ist man am Besten in der Therme aufgehoben.

Da es leider nicht mehr nur regnete, sondern „schüttete“, sogar den Enten im Kurpark war es zu nass, und wir trotz Regenkleidung und Schirm durchnässt wa- ren, entschlossen wir uns, die Besichtigungen abzubrechen und die Heimfahrt anzutreten

Auch der nächste Tag zeigte sich nicht anders - es regnete. Am späten Vormittag entschlossen wir uns, da Besserung des Wetters angekündigt war, zu einem Ausflug Richtung Bel- chen, einen 1415 m hohen kuppelför-migen Berg, an dessen Fuß der Erho-lungsort Schönau liegt. Wir nahmen kleine Verbindungsstraßen Richtung Zell im Wiesental - hier beeindruckend der Blick zur Kapelle Maria Frieden (Foto), hielten an schönen Aussichts- punkten und Ansiedlungen. Doch am heutigen Tag mussten wir es bei einen Ortsspaziergang in Zell im Wiesental und Schönau bewenden lassen,  denn der unangenehme Nieselregen und die tief hängenden Wolken verhinderten anderes. Der Schwarzwaldhöhenweg muss also auf unseren Besuch warten.

1. Reihe: Ausblicke vom Passweg, Mirabellen am Wegesrand

2. Reihe: Vogelbeeren, Blick auf Neuenweg, Quadratische Schanze

Der Regen hörte auf und somit konnten wir auf der Rückfahrt durch landschaftlich schönes Gebiet Richtung Böllen (L131) - Neuenweg und von dort über die L137 nach Kirchhausen mehrere Stopps mit eingeschlossenen kleinen Wanderungen einfügen.

Fantastische Ansichten und Eindrücke erwar- teten uns. Tiefe Täler mit kleinen Dörfern, die Wolkenfetzen langsam abziehend, am We- gesrand leuchtende Vogelbeeren und sogar ein Mirabellenbaum. Auf dem Foto zum Text ist der Passweg auf den Höhen zwi- schen Böller und Neuenweg zu sehen. An diesem befindet sich eine historische Befestigungsanlage (erbaut um 1700), eine sogenannte Schanzanlage. Nicht nur für historisch Interessierte ein lohnendes Wanderziel. Herrliche Ausblicke auf die Höhen des Schwarzwaldes bis zum Belchen belohnen den Wanderer. Auf dem Foto unten im Hintergrund - leider in Wolken - der Belchen.

Erste Sonnenstrahlen gegen Abend bei un- serer Wanderung auf dem Passweg und der Ankunft im Hotel ließen uns den scharfen Wind und die kalte feuchte Luft vergessen. Haben wir doch ein wenig von den Schön- heiten des Schwarzwaldes gesehen.

Der Wirt bedauerte uns, denn Regen über den ganzen Aufenthalt gibt es selten. Doch bei schönen Wetter kann ja jeder verreisen.

Dafür hatten wir schönes Wetter am Anreise- und Abreisetag, die wir nutzten.  Die Kurzreise wird uns als Reise in den "Regen- wald" in Erinnerung bleiben.

Reisezeit: 9. bis 13.September.