Abendspaziergang in Lohr am Main

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Das muss ich zur Einleitung noch sagen:

 

Es macht uns sehr traurig, wenn wir daran denken, wie unbe-schwert und fröhlich mehrere Gruppen chinesischer Touristen dem Samstag nutzten, um die Shopping-Gelegenheit zu nutzen. Traurig deshalb, weil vielleicht vier dieser Gäste und Besucher Opfer dieser schändlichen Terrortat im Zug nach Würzburg wurden und viele nun mit schlechten Erinnerungen an diese wunderschöne Region nach Hause zurückkehren werden.

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Ab und zu einen kleinen Aus-flug, ausbrechen aus dem Alltag, etwas Neues sehen und erleben, das gehört bei uns, wie auch bei vielen an-deren, zur Normalität des Lebens.

Der Sommerschlussverkauf lockte uns nach „Wertheim Village“, brauchten wir doch eini-ges für unseren Aufenthalt in Fuerteventura, etwas was das Ge-päck nicht zu stark belastet und natürlich pflegeleicht muss es sein. Das Glück war unserer Seite, mit einigen Tüten erließen wir diese „Einkaufsmeile auf der grünen Wiese“. 

Viele Tausende füllten schon mittags die Parkplätze.

Uns wurde deutlich bei dem Sprachgewirr und der schon visuell erkennbaren Vielfalt der Herkunft der kauffreudi-gen Kundschaft, dass ohne diese Käufer der Umsatz der Händler sich sehr reduzieren würde.

Gegen 18 Uhr verließen wir Wertheim Village, fotografierte noch schnell das gegenüber McDonalds auf dem Dach stehende Haus, benannt „TOPPELS VERKEHRTE WELT & CAFÈ“ und schon befanden wir uns auf dem Weg Richtung LOHR AM MAIN.

Bereits zu Hause hatte ich mir diese etwa 16000 Einwohner Stadt mit einem alten Stadtkern ausgesucht, um unseren Aus-flug mit einem Abendspaziergang und einem Abendbrot in ei-nem historischen Gasthof angenehm zu beenden. Die Meinun-gen dazu im Internet regten mich dazu an. In etwa einer halben Stunde, aufgehalten von einem klein Stau, weil das Navi uns die ersten Kilometer über die Autobahn lockte, erreichten wir immer die Straße am Main entlang, diese vielleicht noch zur Bocksbeutelstraße gehörig,  bald das Städtchen Lohr am Main. Ein Parkplatz nähe der Altstadt und unweit des Mainufers wurde zum Ausgangspunkt. 

Wir folgten dem ausgeschil-derten  Weg zur Altstadt, vorbei an einem Kindergar-ten (der Grashügel ist das Dach des Gebäudes). Im Hintergrund grüßte der Kirchturm St. Michael. Die Vorgänger der Kirche, der heutige  Turm ist eine Pfeilerbasilika, entstand 1496 und ist 61 m hoch. Unsere Zeit war eng bemessen, deshalb lenkten wir unsere Schritte zur Innenstadt, wo uns das Gasthaus erwar-tete.

Der Weg und die Straße führte uns direkt in die Fußgängerzone der Altstadt. Vorbei an schönen Fachwerkhäusern, immer wie-der überholt von Radwanderern, kamen wir bald zu den Gast-häusern „Schönbrunnen“ und „Mehling“.

Kurz nach dem Gebäude der Castell Bank stieg auf einmal eine ältere Dame vom Rad, den Blick Richtung Innenstadt gerichtet, und rief ihren Begleitern zu: „Ist das schön, hier bleibe ich. Warum sind wir so spät hier?“

Uns überraschte, dass die Biergärten der Gaststätten gut be-setzt waren, bedingt natürlich auch vom warmen Sommer-abend. Gerade wurde ein Tisch in dem Gasthaus „Schönbrun-nen“ frei und wir nahmen Platz. Ein wunderschönes Fachwerk-gebäude, erbaut nach 1600 vom Ratsherren und Krämer Weidenweber, auch Bürgermeister. Doch der Wohlstand hatte Neider und Folgen, denn 1627  wurde der Hausbesitzer als Hexenmeister unter der Regentschaft des Mainzer Erzbischof verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seit 1818 ist die Gastronomie nachweislich im Haus, wobei anfangs im Hin-terhaus eine Brauerei sich befand. 

Dann werde ich als Ahnenforscher überrascht (habe ich doch ein Buch über eine Familie Metzger aus Hohenlohe geschrie-ben), denn 1906 wird ein Johann Metzger als Eigentümer ge-nannt.  Hier muss ich wohl nochmals genauer nach Verbindun-gen zwischen diesen Namensvettern schauen.

Schnell sprach uns die sehr freundliche junge Kellnerin an und in kurzer Zeit konnten wir den Durst stillen.  Die Gaststätte ist für fränkische Spezialitäten bekannt, deshalb wählten wir ei-nen Schweinebraten mit Knödel und Rotkraut. Wollten die Knödel doch einmal mit unseren Thüringer Klößen verglei-chen.

Selten gab es eine so einvernehmliche Meinung nach dem Essen: sehr schmackhaft und lecker und dazu noch preisgünstig. Dazu nochmals unser Dank an die Küche.

 

Unser Resümé: Ein sehr empfehlenswerter Gasthof!

Fast 20 Uhr verließen wir die gastfreundliche Stätte und spa-zierten weiter Richtung Brauhaus. Wunderschöne alte Fach-werkfassaden, eine idyllische Gasse führte zum Schloss, wo die Fremdenverkehrsinformation sich befindet. Leider fehlte uns die Zeit alles anzusehen, aber wir werden in jeden Fall irgend-wann wiederkommen. Langsam liefen wir zurück am Rathaus vorbei, schnell in einer Eisbar am Zugang zum „Lohrer Wein-haus Mehling“, auch hier gab es Wartende auf ein Plätzchen im Außenbereich, ein kleines Eis mit auf den weg genommen und schon waren wir wieder auf dem Weg zum Parkplatz. 

 Trotz der einsetzenden Dämmerung ging ich nochmals auf die Mainbrücke, um einige Eindrücke der Umgebung festzuhalten. Lange in Erinnerung wird der Blick von hier auf das Schloss bleiben, denn dieses gibt der Altstadt einen unverwechselbaren Anblick.

Auf Wiedersehen, aber dann wird vom Wein aus dem Bocksbeutel gekostet.